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Einmal mit dem Bus nach Polen. Ahlbecks Nachbarort in östlicher Richtung ist Swinemünde. Auch
Świnoujście ist erst nach dem 2. Weltkrieg polnisch geworden. Der Ort gehörte einst zu Preußen, zu
Pommern und war sogar einige Jahre schwedisch. Wir stellten fest,
hier erkennt man deutlicher die deutsche Hand, die einst die Stadt
erblühen ließ. Da wir nicht Bescheid wussten, fuhren wir mit dem
Bus ins Stadtzentrum. Das erschien uns doch recht trostlos.
Allerdings bahnten wir gleich den Weg in Richtung Ostsee, so dass
wir nicht weiter über die Stadt urteilen können. Auf alle Fälle
begegneten uns hier weniger verwahrloste Bauten wie in Misdroy.
Eine ehemalige Kirche aus rotem Backstein erschien uns
besonders interessant. Sie beherbergt heute eine Gaststätte. Direkt
gegenüber, ebenfalls aus rotem Backstein, befindet sich ein
schönes Gebäude, in dem jedoch ein Gefängnis untergebracht ist.
Am Wasser angekommen stießen wir auf eine hervorragend
ausgebaute Promenade. Wir hatten auch für die Busrückfahrt
bezahlt, entschlossen uns jetzt aber, den „Seeweg“ zu nehmen.
Tatsächlich war es sehr angenehm auf dieser Promenade.
Irgendwann endete sie, doch auch auf der Straße ließ es sich gut
laufen. Hier war es wieder etwas mühsam, sich gegen die
Radfahrer zu behaupten. Schon bald waren aber die Wege wieder
eindeutig getrennt. Auf dem Hinweg kamen wir mit dem Bus an mehreren riesengroßen Märkten vorbei. Viele deutsche Urlauber
treibt es hierher, um günstig einzukaufen, vorzugsweise Zigaretten, aber auch Klamotten und viel Tand. Weil wir uns für die
Strandpromenade entschieden hatten, bekamen wir davon nichts mit. Schnurgerade verlief die sehr gut ausgebaute Straße, die nur
Fußgänger und Radfahrer zuließ, mitten durch den Wald. Rechts waren es etwa 100 Meter bis zum Wasser. Wir passierten den
ehemaligen Grenzübergang und wieder ging es kilometerweit auf gerader, gut befestigter Straße. Mir schmerzten langsam die
Füße und Klaus´ hervorragende Laune machte mich fast wahnsinnig. Links und rechts Bäume, eine Straße wie mit dem Lineal
gezogen und juchzende Radfahrer, die an mir vorbeizogen. Diese blöde Straße war sowas von langweilig und wollte partout kein
Ende nehmen. Klaus´ alberne Versuche, mir gute Laune einzuhauchen, scheiterten kläglich und machten alles nur noch schlimmer.
Erst als die ersten Häuser von Ahlbeck auftauchten, ging es mir allmählich wieder besser. Mit einem Eis wollte mich Klaus trösten,
was ich normalerweise auch gern zugelassen hätte. 1,-€ für eine Kugel war mir jedoch entschieden zu teuer. Da kann sogar ich
widerstehen. Als wir endlich in der Ferienwohnung angekommen waren, schienen meine Beine schwere Sandsäcke zu sein, die ich
mit größter Wahrscheinlichkeit nie wieder auf die Erde setze, um sie zu bewegen.
Nichts gegen Waffeln und Softeis, aber irgendwann
schreit der Magen nach etwas „Richtigem“. Das
bekamen wir am Abend in Ahlbeck, als wir ins Wikinger
Restaurant „Haihtabu“ einkehrten. Lecker, deftig in
originellem Ambiente klang der Tag aus.
Es muss 1976 gewesen sein. Ich war Lehrling und in den Sommerferien unternahm
ein Lehrer regelmäßig eine Ostseewanderung mit den Mädchen der Handelsschule.
Wir machten Halt in Greifswald, Lubmin und Zinnowitz. Nie zuvor und nie danach
kam ich so braungebrannt aus einem Urlaub. Während Greifswald und Lubmin am
Bodden liegen, war ich umso begeisterter, als ich in Zinnowitz das offene Meer mit
seinen höheren Wellen sah. 2011 auf Usedom war es nur ein Katzensprung bis
Zinnowitz. Mein Wunsch, noch einmal dorthin zu reisen, wurde erfüllt. Und wie war
das Wiedersehen? Ich erkannte NICHTS wieder. Natürlich hat sich in dem Städtchen
einiges verändert, aber dass ich so gar nichts wiederkannte…. Wir spazierten ein
Stück durch den Ort und hinaus auf die Seebrücke. So sehr ich auch schaute, ich
fand keine Anhaltspunkte. Nach weiteren Recherchen erfuhr ich, es gab die
Jugendherberge nicht mehr, in der wir damals untergebracht waren. Nun ja, dann
habe ich eben eine weitere hübsche Ostseestadt kennengelernt.