Seit Tagen herrschte schönstes Frühlingswetter; freundlich, nicht zu warm und nicht zu kalt. Und jetzt kam auch noch das lange Pfingstwochenende. Die Benzinpreise liegen momentan jenseits von Gut und Böse, so dass man einmal öfter überlegt, ob eine Fahrt denn tatsächlich notwendig wäre, oder ob man es sich doch lieber verkneift. Angesichts der freien Zeit und des herrlichen Wetters wäre es jedoch eine Schande, die Gelegenheit nicht zu nutzen. Spontan kam mir in den Sinn, wieder einmal in den Spreewald zu fahren. Von dieser Idee konnte ich Klaus sofort begeistern. Wir waren vor etwa 15 Jahren einmal dort und es hatte uns sehr gut gefallen. Damals waren wir in Lübben. Anfangs wollten wir diesen Ort auch diesmal anfahren, entschieden uns dann aber doch für Lübbenau. Gesagt getan. Urbaneks kamen angerollt und fanden auch prompt einen guten Parkplatz. Trotz eingehender Internetrecherche war nicht eindeutig zu ermitteln, wo denn nun der Hafen ist und wo genau die Kahntouren starten. Kein Wunder. Die Spree verläuft genau parallel der Hauptstraße und ist über eine lange Strecke eine einzige Bootsanlegestelle. Viele verschiedene Anbieter preisen ihre Touren an und so leuchten schon aus der Ferne bunte Plakate. An einigen Stellen winken Angestellte die Autofahrer direkt auf ihre Parkplätze, damit die Leute auch tatsächlich bei ihnen Ihre Kahnfahrt unternehmen. Nicht alle haben so viel Platz und so stehen die Kahnführer oder Kapitäne an der Einmündung zu ihrem Hafenabschnitt und sprechen die Passanten an. Auf diese Weise sind auch wir zu unserer Kahnfahrt gekommen. 1,5 – 2 Stunden mit einem Halt in Lehde für 10,- €. Da waren wir dabei. Vielleicht kann nicht jeder den Spreewald so recht einordnen. Ich zitiere daher Wikipedia. „Der Spreewald (niedersorbisch Błóta, Sumpf) ist ein ausgedehntes Niederungsgebiet und eine historische Kulturlandschaft im Südosten des Bundeslandes Brandenburg. Hauptmerkmal ist die natürliche Flusslaufverzweigung der Spree, die durch angelegte Kanäle deutlich erweitert wurde. Als Auen- und Moorlandschaft besitzt sie für den Naturschutz überregionale Bedeutung und ist als Biosphärenreservat geschützt. Der Spreewald als Kulturlandschaft wurde entscheidend durch die Sorben geprägt.“ Die Sorben wiederum sind trotz ihrer deutschen Staatsangehörigkeit eine nationale Minderheit in unserem Land. Sie sind ein westslawisches Volk mit einer eigenen Sprache und eigener Kultur, das in der Nieder- und Oberlausitz lebt. Wer also in den äußersten Osten unseres Landes fährt, wird dort häufig zweisprachigen Ortsschildern begegnen. Ich glaube, wenn die Menschen aus den alten Bundesländern etwas von „Spreewald“ hören, dann denken sie an die Gurken, doch längst nicht alle verbinden damit dieses slawische Volk. Ihre Bräuche hingegen sind gar nicht so unbekannt. Die herrliche auffällige Tracht haben die meisten bestimmt schon einmal gesehen und dass die Sorben ihre Ostereier ganz besonders kunstvoll färben, hat sich sicher auch schon herumgesprochen. Ihre Folklore, ihre Bräuche, ihre Kultur, ihre Sprache und ihre Eigenständigkeit konnten die Sorben trotz allerhand Probleme auch zu DDR-Zeiten bewahren. Auf Plakaten und Postkarten sahen wir viele Frauen mit diesen auffälligen großen Hauben. Real begegnete uns leider niemand in der Tracht. Wir stiegen also in einen der Kähne und schon nach wenigen Metern auf der Spree versanken wir in eine ruhige Auenlandschaft. Um uns herum war alles grün, üppige Vegetation, braunes unklares Wasser, unzählige glitzernde bunte Libellen, kräftige Farbkleckse aus  Rhododendron, statt Straßenlärm Vogelgesang, ansonsten Sille ….. außer! Da war eine Gruppe Berliner, die auf dem Kahn für Stimmung sorgte. Scheinbar waren alle irgendwie miteinander verwandt, sehr mitteilungsbedürftig, außerordentlich schlagfertig, nicht immer besonders geistreich, aber vor allem laut. So wurde es jedenfalls nicht langweilig. Unterwegs legte der Kahn kurz an. Wir bekamen Gelegenheit Schmalzschnitten und Gurken zu kaufen. Eine Scheibe Brot mit Fett = 1,- €, ein Schälchen mit Senf- und Gewürzgurken = 1,50 €. In Halle hieße das „Fettbemme“. Der Berliner nennt es „Schmalzstulle“ und allgemein könnte man auch „Fettschnitte“ sagen. In Halle ist man jedoch so vermessen, die Fettbemme für etwas ganz Eigenes, von uns höchst selbst Hervorgebrachtes zu halten. Wie auch immer; das frische Brot mit dem Spreewälder Griebenschmalz und den herzhaften Gurken dazu waren eine Köstlichkeit. weiter