„Guten Morgen, Blacky, guten Morgen Blondy!“ Einmal mit der
Zunge schnalzen und unsere beiden Gehörnten richteten ihr Blicke
zu uns hinauf. Tag 3 unseres Schwarzwaldurlaubs war
angebrochen. Unser Tagesziel war Freiburg. Das ist
gewissermaßen die Schwarzwaldhauptstadt und ich hatte nur
Gutes darüber gehört. Yvonne war vor einigen Jahren bereits dort.
Sie schwärmte sehr für die Stadt, die in Größe und Einwohnerzahl etwa mit Halle vergleichbar ist.
Ich stellte mir nun eine Großstadt mit vielen herrlichen alten Bauwerken vor; eine Mischung aus
Romantik und Prunk. Mittendrin das Münster. Bisher war meine deutsche Lieblingsstadt Lübeck.
Sollte sich das heute ändern?
Unser Navi schien sich im Schwarzwald nicht besonders gut auszukennen. Es ließ uns immer
wieder große Umwege fahren, was die Fahrzeiten gewaltig verlängerte. Das hatte jedoch auch
einen Vorteil. Wir lernten Gegenden kennen, die wir sonst nie gesehen hätten. Trotzdem war
es oft lästig, wenn die Fahrt scheinbar kein Ende nehmen wollte, wenn wir teilweise auf
abenteuerlichen Wegen steile Serpentinen hinaufkraxeln mussten, oder das Gerät einige Ziele
schlichtweg nicht kannte. Vielleicht lag es ja an den vielen Bergen, die die Signale per GPS
störten. Bis Freiburg schienen wir jedoch eine Ewigkeit unterwegs zu sein.
Wir parkten etwas außerhalb des Altstadtrings. Breite Straßen und moderne Hochhäuser ließen so gar nichts vom Charme einer
hübschen Schwarzwaldstadt spüren. Erst als wir in den Ring des Zentrums kamen, veränderte sich das Bild. Aber irgendwas war
komisch. Irgendwas stimmte nicht. Mein Augenmerk liegt immer auf der Architektur. Ja, da waren einige ansehnliche Gebäude;
hübsch. Doch während ich noch immer nach den klassischen Bilderbuchhäusern suchte; eventuell nach ganzen Ensembles dieser
Kleinode, standen wir bereits vor dem Münster. Ja, da war noch das historische Kaufhaus; ein
wirklich sehr schöner, bemerkenswerter Bau und daneben ein Nest von
Asiaten, die da umher wuselten. Wo aber war nun diese schicke,
romantische Altstadt? Freiburg wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört. Es
entstanden viele Baulücken, die irgendwie gestopft werden mussten.
Verständlich, doch man beging damit eine ganze Reihe unverzeihlicher
Bausünden. Zwischen Barock- und Renaissancegebäuden und den für
die Stadt typischen Bächle knallte man riesige Betonklötze, die
Kaufhäuser und Banken beherbergen. Kulturbanausen! Die neueren
Gebäude füllen zwar die Lücken, doch hat man nichtmal ansatzweise
versucht, sich dem alten Baustil anzupassen. Das Martinstor gehört zur
mittelalterlichen Stadtbefestigung. Gar lieblich prangt hier in riesigen
Lettern: McDonald´s. Freiburg? Sicherlich wirklich teilweise
recht reizvoll, doch meine Erwartungen waren schlichtweg
anders.
Domenico Quaglio