„Weißt du noch?“
„Das kenne ich!“
„Genau das hatten wir auch!“ ….
Diese Worte hörten wir ständig und sprachen sie selbst, als wir an einem schönen Tag im September
2012 das DDR-Museum in Radebeul besuchten. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, wie viel
Nostalgie in der Ostalgie angesichts der vielen alten bekannten Dinge aufkommt. Mit großer Freude
und Begeisterung, mit einem gewaltigen Interesse betrachteten wir jedes einzelne Teil, was dort auf 3
prall gefüllten Etagen ausgestellt war. Vieles war bereits in Vergessenheit geraten. Dabei handelte es
sich um Gegenstände, mit denen wir aufgewachsen sind, mit denen wir in
unseren eigenen Haushalt gestartet sind und die ich selbst teilweise noch
verkauft habe und deren Preise ich noch immer im Kopf hatte. Auch die
Missstände (mit größtem Widerwillen schreibe ich nach den neuen Regeln
ein Wort mit 3aufeinander folgenden Konsonanten) wurden in aller
Deutlichkeit aufgezeigt. Aus heutiger Sicht lächelt man meistens nur noch.
Alles ist verklärter. Es überwiegt die Freude am Wiedersehen. Kein
Westdeutscher würde diese mit uns teilen können. Dem fehlt der Bezug.
Nur jemand, der tatsächlich in der DDR gelebt hat, begreift die
Begeisterung, wenn er z.B. einer WM 66 gegenüberstand, einer kleinen
Waschmaschine, die man nicht einfach so überall kaufen konnte, die die
Hausarbeit doch aber so entscheidend vereinfachte. Und da war der
typische bunte Einkaufsbeutel aus Dederon, der genau wie die
Dederon-Kittelschürze zu uns gehörte. Da waren jedoch auch der
Trabi und die MZ, sowie der berühmte Basteianhänger für den
Campingurlaub. Ach, und im Dorfkonsum waren Tempolinsen im
Angebot. Ich könnte stundenlang über jedes einzelne Teilchen
berichten, das früher zu meinem Alltag gehörte und das ich in
Radebeul wieder sah.
Wie gesagt, ich war von mir selbst überrascht, dass ich mich heute in dem
Maße für die Gegenstände meiner Vergangenheit begeistern kann. Ganz in der
Nähe des DDR-Museums befindet sich das Karl-May-Museum, die Villa
Shatterhand. Anders als in Westdeutschland sind wir im Osten nicht mit den
Geschichten von Karl May aufgewachsen. Deshalb besteht auch keine so
intensive Verbindung. Wir
haben uns die Villa nur von
außen angesehen. Auf
abenteuerlichen engen, steilen
Wegen fuhren wir den Berg
hinauf zum Spitzhaus. Von
dort oben hat man einen
sagenhaft schönen Ausblick über die Weinberge nach Radebeul bis hin zu
Dresden. Die Fahrt ging weiter nach Altkötzschenbroda. Vor vielen Jahren
sang Lutz Jahoda darüber ein Lied und verwendete dieselbe Melodie wie Udo
Lindenberg, der mit dem Sonderzug nach Pankow fuhr. Die Übergänge der
Orte sind nahtlos und irgendwie könnte man immer meinen, alles gehört zu
Dresden. Altkötzschenbroda hat einen ganz bezaubernden historischen
Ortskern. Die alten Bauernhäuser wurden liebevoll saniert und in vielen Höfen
laden Weinschänken zum Verweilen ein. Nur dem Erfinder des Ortsnamens
müsste man heute noch die Hammelbeine langziehen. Wie kommt man nur auf
solch einen Namen…..
Es war eine Zeitreise, die wir heute unternommen haben. Anfangs wollte ich
kein rechtes Verständnis dafür aufbringen. Inzwischen bin ich froh, dass man
mich zu diesem Ausflug überredet hat. Ein sehr, sehr schöner Tag liegt hinter
uns.