Wie schon in einigen vergangenen Jahren sollte uns auch der erste Ausflug 2013 in den Harz
führen. Nachdem wir am Freitag einen richtig schönen Tag mit viel Sonne hatten, waren wir tags
drauf guten Mutes. Man hatte zwar schlechteres Wetter vorhergesagt, doch ist ja bekannt, dass
sich die Wetterfrösche öfter mal irren. Warum also auch nicht diesmal? Im Radio sagte man früh
noch, es würde allgemein trübe bleiben, aber im Harz scheint auch ab und zu die Sonne. Am
Ende des Tages wussten wir, es kam genau umgekehrt. Wir sind so richtig ins Schmuddelwetter
reingefahren. Im Harz schaffte es kein Sonnenstrahl durch die dicken Wolken. Dafür kam ständig
ein wenig Sprühregen runter, nur ganz wenig, aber auf Dauer konnte man auch nass werden. Also
mit dem Wetter wars echt sch…ade.
Häufig ist es von Vorteil, einen begeisterungsfähigen Ehemann zu haben. Manchmal jedoch…..
Vor einiger Zeit sah Klaus einen Fernsehbericht über Sankt Andreasberg. Geblendet von all der
Schönheit dieses Ortes wurde in ihm der große Herzenswunsch geweckt, einmal dorthin zu
reisen. Seltsam nur, dass ich bisher kaum mehr als eine Erwähnung von diesem Ort gehört hatte.
Wenn wir aber nun einmal im Harz waren; warum nicht auch nach Sankt Andreasberg?!
Wieder einmal hatte ich am Tag zuvor Supersandwiches gebastelt. Allein die waren Grund,
sich auf die Reise zu freuen. Unser Auto war nun fast einen Monat alt und sollte die erste
Gelegenheit bekommen, sein Können unter Beweis zu stellen. Durch eine dicke
Nebelsuppe kletterte es auch brav in den über 600 Meter hoch gelegenen Ort in
der Nähe von Braunlage. Hier herrschte noch tiefster Winter. Ganz bizarr hingen
von einigen Dächern lange spitze Eiszapfen. Beeindruckend, wenn auch ein
wenig lebensgefährlich; zumal sich die Gehwege schmal an die Häuser
quetschten. Vermutlich sollten diese auch gar nicht genutzt werden, denn
nirgendwo gab es freigeräumte Wege. Lediglich die lange Hauptstraße für die
Autos war frei. Sogar vor den Geschäften und auf den Stufen in jene lag Schnee.
Eine alte Omi quälte sich und ihre Gehhilfe über Schneeberge. Wenn ich
bedenke, wie streng man in Halle mit der Räumpflicht umgeht, kann der Grund
für diese Schlampigkeit in Sankt Andreasberg doch nur ein Mangel an
Schneeschiebern und Besen sein. Und so balancierte Ilona eben mit hängenden
Mundwinkeln über die glatten Unebenheiten, immer mit dem Gedanken, jeden
Moment hart im Dreck aufzuschlagen. Ich konnte nicht weit sehen. Von oben
rieselte es feucht und die Auslagen der Geschäfte waren langweilig. Sankt
Andreasberg! Du meine Perle des Harzes! Du Augenweide! Unser Besuch war
kurz. Als wir den Ort verließen, kamen wir am Skizentrum Sonnenberg vorbei.
Da steppte der Bär. Der riesige Parkplatz war voll. Teilweise parkte man sich
gegenseitig zu. An den Liften standen lange Schlangen. Ich frage mich, wie es
hier wohl bei richtig schönem Winterwetter ist. Nun ja; das also war Sankt
Andreasberg. Ich muss nicht noch einmal hin. Allerdings möchte ich auch niemandem
Unrecht tun. Sicher gibt es Menschen, die dort Schönes sehen, was sich mir jedoch nicht
erschließt.
Unser Weg führte uns weiter nach Duderstadt, eine Empfehlung des Reiseführers, wenn man
denn schon mal in der Nähe ist. Und das hat sich gelohnt. Über 500 gepflegte Fachwerkhäuser
zieren das Städtchen. Ach, könnten diese Häuser reden…. Mindestens noch einmal so schön
hätte das alles bei Sonnenschein ausgesehen. Es gab jedoch noch ein anderes Problem. Die
Suche nach einer Toilette wurde immer dringender. Wir fanden keine öffentliche Toilette, aber
auch die Kaufhäuser boten keine Möglichkeiten. Schließlich kamen wir zum Rathaus. Ein
Prachtexemplar! Wir konnten uns einen ehemaligen Folterkeller ansehen und in den heutigen
Räumen der Touristeninformation, gab es im Mittelalter ein Kaufhaus. Toll! Nur eine Toilette
gab es auch hier nicht. Dass wir schließlich noch unangenehm auffielen, verdankten wir einem
Notausgang, der nicht ausdrücklich als solcher deklariert war und durch den wir die
toilettenlose Touristeninformation verlassen wollten. Beim Öffnen wurde Alarm ausgelöst.
Bei dem Lärm verständigten wir uns freundlich brüllend mit der Dame, die dort arbeitete und
nicht in der Lage war, den Alarm abzustellen. Ach, war uns das peinlich! Schließlich fanden
wir doch noch eine öffentliche Toilette. Beim Anblick des gewissen Örtchens verschwand
augenblicklich mein dringendes Bedürfnis. Wie praktisch wäre es jetzt, ein Mann zu sein……
Dem Klaus ging es gut. Meine Situation wurde immer heikler. Wir setzten uns ins Auto, in der
Hoffnung, wenigstens irgendwo in der Natur ein geeignetes Plätzchen zu finden. Da erschien
vor uns ein großes Einkaufscenter. Also schnell rauf auf den Parkplatz, raus aus dem Auto,
rein in das nächste Gebäude, hinauf in die erste Etage … hm… hier gab es nur ein Kino ….
UND! Im Vorraum erwartete mich eine blitzsaubere Toilette.
Endlich! Jetzt ging es mir wieder gut. Jetzt konnte
ich wieder klare Gedanken fassen und war zu fast
jeder Schandtat bereit. Das Wetter hatte sich nicht
gebessert. Hier lag zwar kein Schnee mehr, aber
es blieb grau und ganz fein sprühte es im
unfreundlichen Grau. Wir fuhren nach Herzberg.
Dieses Städtchen am Harz hatten wir bereits vor
vielen Jahren, kurz nach der Wende, besucht,
konnten uns jedoch kaum noch an Einzelheiten
erinnern. Von weitem sahen wir die Welfenburg,
eines der seltenen Schlösser, die komplett im
Fachwerkstil erbaut wurden. Heinrich der Löwe
war einst Besitzer. Selbst das Königshaus
Großbritanniens hat hier Verbindungen. Den
Besuch des Museums ersparten wir uns. Die
Anlage sollte man jedoch einmal gesehen haben.
Wir traten den Heimweg an.
Und das Resümee: Für Sankt Andreasberg muss
man ein passionierter Wintersportler sein, um
Spaß zu haben. Duderstadt ist etwas für
Fachwerkfans, nur müssen müssen darf
man nicht. Herzberg ist nett. Das hätte
eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient.
Alles wäre weit schöner bei besserem
Wetter. Unser Auto hat seine erste größere
Bewährungsprobe gut bestanden und so
richtig Klasse waren unsere Sandwiches.
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