Sommer, Sonne, Ferienzeit, doch Urbaneks hatten keinen Plan.
Natürlich reisen wir gern, sind neugierig auf Gegenden, die wir
bisher nicht gesehen haben, aber 2011 war nichts geplant. Der Sprit
ist teuer, das Leben ist teuer … wir hatten uns fast damit abgefunden,
in diesem Jahr Urlaub auf Balkonien zu machen, eventuell mit ein
paar Tagesausflügen in die nicht allzu weite Umgebung.
Wie gemein, wenn im Fernsehen ständig interessante Berichte über
die schöne Nord- und Ostsee das Reisefieber in die Höhe schnellen
lassen. Habe ich schon gesagt, daß ich die See liebe? Oh ja, schon
oft. Die Nordsee ist wilder. Durch die Gezeiten scheint sie
spannender und abwechslungsreicher. Das Land ist platter und gibt
darum Radfahrern ideale Bedingungen. Die Ostsee ist lieblicher,
beständiger. Ebbe und Flut spielen keine Rolle, aber sogar auf den
Inseln gibt es kleinere Berge und Steilküsten… was die Radfahrer
jedoch nicht daran hindern, sich hier genauso wohl zu fühlen. Warum
erwähne ich ständig die Radfahrer? Ich komme später noch darauf
zurück.
Wollte man uns irgendetwas sagen, als plötzlich überall der Begriff
„Darß“ auftauchte? Ich hielt es nicht mehr aus und wühlte im Internet, bis ich tatsächlich eine passende Ferienunterkunft in Zingst fand. Die
Sache war sehr kurzfristig und es lag nur noch eine knappe Woche bis zur Reise vor uns. Doch alles klappte wie am Schnürchen. Im
Appartementhaus „Boddenblick“ sollte unsere Ferienwohnung namens „Hafenkieker“ sein, die von einer Hamburgerin angeboten wurde.
Zingst! Wir waren noch nie dort, obwohl Klaus´ Betrieb dort zu DDR-Zeiten ein
eigenes Ferienheim hatte und die Leute immer ganz begeistert waren. Ich selbst
assoziierte den Namen mit Sonne, einem mondänen Seebad für Besserverdienende,
helle hohe Bettenburgen dicht an weißen Stränden; so ein Mittelding aus Warnemünde
und Binz. Nicht daß ich eine Schwäche für Bettenburgen hätte, nicht daß mich
Plattenhochhäuser in Strandnähe zu Freudenausbrüche animierten, nicht daß ich
scharf drauf wäre, auf dem Balkon der 21. Stockwerks den Sonnenuntergang zu
beobachten. Nein, das wäre nicht so toll, nur drängte sich mir ständig der Anblick des
Hotels „Neptun“ von Warnemünde auf, das (für mich) so ganz typisch die DDR
symbolisiert. Ich könnte gut damit leben, solange ich selbst nicht in so einem Ding
wohnen müßte. Und das würde ich auch nicht in Zingst, denn dieses Appartementhaus
ist ein richtiges Postkartenmotiv, nicht
klein, aber auch kein Hochhaus und in einem Stil erbaut, wie er wunderbar in diese Gegend paßt.
Zudem richtet sich der Blick auch nicht auf die offene Ostsee, sondern (wie der Name schon sagt)
auf den Bodden, mit seinem kleinen Hafen.
So recht verstehe ich noch immer nicht, wieso Zingst nicht zum Darß gehört….oder gehört es doch?
Es wird jedenfalls extra genannt und erst der Nachbarort Prerow ist gewissermaßen die Hauptstadt
vom Darß. Warum eigentlich DER Darß? Keine Ahnung. Und dann gibt’s ja auch noch das
Fischland. Das ist wieder extra….oder nicht? Nennt man den Darß auch Fischland? Oder betrifft es
einen Teil von ihm? Auf jeden Fall handelt es sich um eine Halbinsel oben im Norden zwischen
Rostock und Stralsund. Dabei liegt Zingst auf einer schmalen Landenge zwischen Bodden und
Ostsee, so daß der Ort in einer knappen viertel Stunde zu Fuß durchlaufen ist. Unser Haus
Boddenblick bildete das südliche Ortsende und wenn wir zur Seebrücke an die offene Ostsee
wollten, mußten wir einfach nur geradeaus durch das Ortszentrum nach Norden laufen.