© Stadt Halle (Saale)
zuletzt aktualisiert 2020
In der nördlichen Burgstraße finden wir vor allem alte Wohnhäuser und Kneipen. Letztere sind beliebte Treffpunkte der Burgstudenten. Das Eckgebäude ganz am Ende der Straße ist der Gasthof „Mohr“. Es ist das älteste noch in Betrieb befindliche Wirtshaus der Stadt. Die Ausstattung der Gasträume ist vielfach noch im Originalzustand, was eine sehr gemütliche Atmosphäre garantiert. Direkt vor uns sehen wir die alten Mauern der Burg Giebichenstein. Sie ist die 2. Sehenswürdigkeit Halles auf der Straße der Romanik.
„Da steht eine Burg überm Tale….“ stellte bereits ganz verzückt der Romantiker Freiherr Joseph von Eichendorff fest und meinte die Burg Giebichenstein am rechten Saaleufer, hoch oben auf einem Porphyrfelsen. Die Burg ist nun etwa 1000 Jahre alt, doch deutet alles darauf hin, dass zuvor an gleicher Stelle bereits eine Kultstätte der Germanen gelegen haben muss. Die Geschichte unserer Burg beginnt im 10. Jahrhundert. Der erste deutsche König Heinrich ließ eine Grenzfeste errichten, um sich gegen die Ungarnheere zu schützen. Die ersten urkundlichen Erwähnungen gab es 921. König Otto I. (später Kaiser Otto) schenkte die Burg samt der Siedlung zu ihren Füßen dem Moritzkloster zu Magdeburg, aus dem später das Erzbistum Magdeburg hervorging. So kam es, dass lange das Jahr 961 auch als Gründungsjahr der Stadt Halle galt und wir bereits 1961 eine große Tausendjahrfeier hatten. Unter Erzbischof Wichmann (1152-1192) erlebte die Burg ihre Blütezeit. Der weltoffene Kirchenfürst hielt glanzvoll Hof. So weilten viele deutsche Fürsten, Dichter und Sänger auf der Burg. Auch seine Nachfolger hielten es so, aber trotz allem war die Burg auch immer Gefängnis. Die Sage von Ludwig dem Springer ist noch heute wohlbekannt. Während des dreißigjährigen Krieges wurde die Giebichenstein durch schwedische Truppen verwüstet und niedergebrannt. Während die Unterburg bald wieder aufgebaut und als bäuerlicher Betrieb genutzt wurde, blieb die Oberburg Ruine. Man stahl sogar Steine für andere Bauten. Zwischen 1740 und 1750 ließ der Amtmann Johann Christoph Ochs nördlich der Burgruine einen Park im französischen Stil anlegen, der Ende desselben Jahrhunderts im englischen Stil umgestaltet wurde. Die schönen Anlagen des „Amtsgartens“ zwischen Wiesen, Feldern und anmutigen Höhen zogen viele Dichter an. Der Dichter Joseph von Eichendorff hatte ein Stück weiter von den Klausbergen aus die beste Sicht auf die Burg. Dort, wo jetzt ihm zu Ehren eine steinerne Bank steht, fand er die Worte zu seinem verklärenden Gedicht „Bei Halle“. „Da steht eine Burg überm Tale“ bekam Anfang des 20. Jahrhunderts vom halleschen Komponisten Gerd Ochs eine eingehende Melodie, wodurch dieses Lied zu einer Hymne meiner Stadt wurde.
Die Eichendorffbank
Eichdorffs Aussicht
Amtsgarten
Freiherr Joseph von Eichendorff
Da steht eine Burg überm Tale und schaut in den Strom hinein. Das ist die fröhliche Saale. Das ist der Giebichenstein. Da hab ich so oft gestanden. Es blühten Täler und Höhn. Und seitdem in allen Landen sah ich nimmer die Welt so schön! Durchs Grün da Gesänge schallten, von Rossen, zu Lust und Streit schauten viel schlanke Gestalten, gleichwie in der Ritterzeit.
Wir waren die fahrenden Ritter. Eine Burg war noch jedes Haus. Es schaute durchs Blumengittermanch schönes Fräulein heraus. Das Fräulein ist alt geworden. Und unter Philistern umher zerstreut ist der Ritterorden, kennt keiner den andern mehr. Auf dem verfallenen Schlosse,wie der Burggeist, halb im Traum, steh ich jetzt ohne Genossen und kenne die Gegend kaum. Und Lieder und Lust und Schmerzen, wie liegen sie nun so weit –O Jugend, wie tut im Herzen mir deine Schönheit so leid.
Giebichenstein ca. 1820