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Fieber-Ende – Operation Tag der OP. Eigentlich war ich weniger nervös als befürchtet. Als Keimpatient ist man immer der Letzte, und so war die OP erst am frühen Nachmittag angesetzt. Doch der Tag begann bereits hektisch. Im Bad wurde ich angetrieben, dann gab es eine Infusion und schließlich 2 Blutkonserven, weil meine Blutwerte nicht so optimal waren. Doch noch ehe die komplett durchgelaufen waren, wurde ich zur OP gerufen. In einem kleinen schmalen Raum wurde ich dazu vorbereitet. Eine mollige Schwester und ein fröhlicher Pfleger drängten sich rechts und links neben mir. Ich überlegte, wann die mich denn betäuben wollen und bekam plötzlich nichts mehr mit. Ich sah weder den OP-Saal noch Ärzte. Als ich die Augen wieder aufschlug, fuhr man mich bereits zur Wachstation, wo ich den ganzen Nachmittag von einer Schwester betreut wurde. Noch ein Schmerzmittel und dann ging es mir richtig gut. Ich war schläfrig, alles war mir egal, ich nickte immer wieder weg. Niemand quatschte mich sinnlos voll…so lässt es sich gut leben. Zum Abend wurden meine Wachphasen länger und sogar der Fernseher lief. Was kam da? Weiß nicht mehr. Nachts bemühte sich ein Pfleger und ich habe sogar recht gut geschlafen. Dann war eine sehr freundliche Schwester da. Das Zimmer lag zu ebener Erde und ich beobachtete die dicken Spatzen in den Bäumen vor meinem Fenster. Die Zeit auf der Wachstation war eine richtig schöne Zeit. Aus meiner OP-Narbe ragte nun ein Schlauch, der in einer sogenannten VAC (VivanoTec Unterdruckeinheit) endete.
Stimmungskiller Bibelzitat und eine Drachenschwester Am frühen Nachmittag hieß es dann aber: zurück auf Station. Mein Keim sollte mir immer wieder ein Einzelzimmer bescheren. Klaus und Yvonne, die ich nun schon 2 Tage nicht gesehen hatte, warteten bereits. Tatsächlich kam ich in ein großes, freundliches Zimmer. Das Bad war der pure Luxus und kein Vergleich zu Kröllwitz. Ja, in einer solchen Umgebung sollte das Gesundwerden leichter fallen… wäre da nicht eine Schwester, die ich für mich nur noch als Drachen bezeichnete. Ständig hatte ich das Gefühl, mich für alles entschuldigen zu müssen; eine furchtbare Person. Ich bin selbst schuld, wenn ich mir alles so zu Herzen nehme und an mich ranlasse. Aber was soll ich tun? Das ging so weit, dass ich noch bitterlich weinte. Mein Nervenkostüm lag blank. Nachts schlief ich fast nicht. Da war dieser Husten. Ich fand die rechte Liegeposition nicht und es war unendlich schwer meinen deformierten und wassergefüllten Körper zu bewegen. Was mich besonders aufregte, hing in Form eines gerahmten Posters direkt gegenüber an der Wand. Es zeigte eine einsame verschneite Berglandschaft. Dazu stand da ein Bibelspruch: Herr, deine Güte reicht, soweit der Himmel ist, und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen. Je länger ich darüber nachdachte, desto zorniger machte mich dieser Ausspruch. Dabei sollte er doch Trost vermitteln. Aber nein, da waren wieder die verlogenen Katholiken. Immer so, wie es gerade passt. Die schöne Winterlandschaft war überspannt von einem stahlblauen Himmel. Auch bei uns war an diesem Tag kaum ein Wölkchen zu sehen. Ja, wo war sie dann, die Wahrheit? Viel schlimmer empfand ich aber den 1. Teil des Spruchs. Das Wort „Güte“ beinhaltet doch Herzenswärme, Liebe, Wohlwollen, aber auch Gerechtigkeit und Mitgefühl. Ja, lieber Gott, deine Güte reicht wirklich weit, bis zu denen, die sie nie verdienen, weil sie anderen schaden, also auch bis zu den mordenden und zerstörenden Islamisten. Warum sonst lässt Gott sie gewähren? Ich denke, da wollte einfach mal jemand was besonders Schlaues sagen, was zunächst auch gut klingt, man aber nicht weiter darüber nachdenken darf. Ich tu es aber, und es macht mich wütend. So ein Krankenhausaufenthalt ist ein Wechselbad der Gefühle. Entweder begibt man sich in den Sog der Hektik, oder man wartet. Die Wartezeit wird mit Grübelei gefüllt. Früh wartet man aufs Wecken, was mit extremer Betriebsamkeit einhergeht. Es folgt das Waschen. Nun wird auf das Frühstück gewartet, was dann möglichst ungestört abgeschlossen werden sollte. Meist kam aber die Visite dazwischen. Zwischen Brötchen schmieren und Kaffee kalt werden lassen, stand ich den Ärzten Rede und Antwort. Nach dem Frühstück wartete ich auf Infusionen und die Physiotherapie. Es folgten irgendwelche Maßnahmen zur Blutentnahme. Während ich auf das Mittagessen wartete, kam jemand mit dem Essensplan. Ich wartete auf unvorhergesehene Untersuchungen. Die Nachmittage waren in der Regel ruhiger. Da wartete ich auf meinen Besuch. Am Abend schaltete ich den Fernseher ein. Dazu hatte mich mein Mann überredet. Ich hatte die Wahl zwischen ARD, ZDF, MDR und Bibel- TV. Aktuell informiert zu sein, ist schon eine feine Sache. Ansonsten hätte ich auch gut auf das Fernsehprogramm verzichten können. Mir fiel auf, dass sowohl im Vorabend- als auch im Abendprogramm ständig Krimis gesendet wurden. Immer nur Gewalt und Blut, oft verbunden mit Komik, die einfach nur albern wirkte. Anspruchsvoller waren jedoch auch nicht die Liebesschnulzen, die auf diesen Sendern liefen. Auf jeden Fall gab das Fernsehprogramm weiteren Stoff zum Grübeln.