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Ohne Reha entlassen, um schon eine Woche später wieder da zu sein
Instinktiv fühlte ich, dass der Aufenthalt in einer Rehaklinik für mich keinerlei Vorteil bringen würde. Man
redete auf mich ein, aber ich lehnte ab. So wurde ich am 25.2.2016 aus dem Krankenhaus entlassen, um
bereits eine Woche später, am 4.3.2016 wieder da zu sein.
So sehr ich mich auf Zuhause gefreut hatte, es
funktionierte nicht. Wieder kämpfte ich gegen hohes
Fieber. Nun hatte ich eine Hausärztin, die tatsächlich
zum Hausbesuch kam. Es war auch gar nicht möglich zu
ihr zu gehen. Meine Beine waren dick geschwollen. Ich
passte in keinen Straßenschuh. Mein Mann hatte mir
Pantoletten mit verstellbaren Riemen und
Klettverschlüssen besorgt, die ich nun sowohl drin als
auch draußen trug. Zum Glück lag kein Schnee.
Wieder kam ich nach Kröllwitz. Diesmal landete ich in
einem Dreibettzimmer in der 10. Etage. Hier hatten alle
einen Keim. Darum gab es kein Einzelzimmer. Dafür
durfte ich mich erneut einer herrlichen Aussicht über meine Stadt erfreuen. Links und rechts der Tür gab
es jeweils ein kleines fensterloses Kämmerlein. Auf einer Seite war das Waschbecken mit Stuhl und einem
Vorhang, auf der anderen Seite die Toilette, die verschlossen werden konnte. Das Krankenzimmer selbst war
recht geräumig und eigentlich für 4 Betten ausgelegt. Meine Zimmergenossinnen waren älter als ich. Jede
hatte ihre Eigenarten, wie ich die meinen. Mit keiner hatte ich jedoch Probleme. Zudem waren unsere
Bekanntschaften nur recht oberflächlich. Etwas störend empfand ich lediglich den Besuch der Patientin, die
zuletzt kam. Ihre Tochter war stundenlang bei ihr. Zwangsläufig hörte ich ihre Gespräche mit und fühlte mich
sehr unwohl, wenn in ihrer Gegenwart Untersuchungen oder sehr persönliche Handlungen stattfanden.
Meine Lieblings-Physiotherapeutin war wieder da; die
„Marktfrau“, die da meinte, meine Frisur sieht wie Mecki aus.
Diesmal kam sie ohne Schüler. Das Personal war ansonsten recht
durchwachsen. Mir fiel auf, hier arbeiteten besonders viele
Schwestern und ein Pfleger mit einer Vorliebe für Tattoos. Wer da
meint, er könne sich mit Körperbemalung verschönern, der soll
tun, was er nicht lassen kann. Diese Menschen hatten es jedenfalls
nicht nötig. Ich hatte auch den Eindruck, die Tattooträger bildeten
eine eigene Clique, die sich vom Rest der Belegschaft etwas
abhob. Alle verrichteten ihren Dienst, erfüllten ihre Pflichten,
waren jedoch nicht mit dem Herzen dabei. Obwohl; einer dieser
Schwestern – der hübschesten Tattoolady – habe ich vielleicht
mein Leben zu verdanken. Sie maß am Abend mein Fieber, was
recht hoch war. Dagegen gab sie mir ein Mittel. Als sie etwas
später kontrollierte und dann 40°C feststellte, verständigte sie
sofort einen Arzt, der entsprechende Maßnahmen einleitete. Ich
wollte so gern schlafen, doch man hielt mich wach. Der Arzt
meinte:
„Wenn wir Sie jetzt schlafen lassen, dann schlafen Sie vielleicht für immer.“