Екатерина II.
Die Zarin von Zerbst – Katharina die Große
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Ein kleines Pummelchen also, aber von einer unglaublichen Präsenz. So sagte Madame Vigée-Lebrun weiter,
als sie die Kaiserin auf einer Gala erlebte: „Die Doppeltür öffnete sich und die Kaiserin erschien. Ich habe
gesagt, dass sie ziemlich klein war und dennoch an den Tagen, als sie ihre öffentlichen Auftritte leistete mit
ihrem erhobenen Haupt, dem adlerähnlichen Starren und den an das Kommando gewöhnten Ausdruck gaben
ihr eine solche majestätische Aura, dass sie für mich die Königin der Welt gewesen wäre.“ Wenn ich nun die
Bilder seit ihrer frühsten Jugend bis ins höhere Alter miteinander vergleiche, erkenne ich nirgendwo besonders
viel Übergewicht, achte aber umso genauer auf ihre Gesichtszüge. Darin lese ich überall eine große Portion
Stolz, erkenne hingegen wenig liebevolle Güte, dafür Ehrgeiz, Autorität und auch eine gewisse
Verschlagenheit. Überall fallen mir die leicht verengten Augenlider auf, die ein gewisses Misstrauen und
Reserviertheit widerspiegeln. Schon in ihrer Jugend spricht aus ihnen Klugheit, aber mit ihrem leicht
arroganten, spöttischen Lächeln habe ich immer das Gefühl, von ihr nicht ganz ernst genommen zu werden.
Vermutlich verfügte sie durchaus über Humor, was sie wiederum sympathisch erscheinen lies.
die junge Prinzessin
Sophie
Katharina gemalt von
Élisabeth Vigée-Lebrun
die ältere Katharina
Zugegeben, wie am Anfang schon erwähnt, auf Katharina die Große
bin ich erst so richtig aufmerksam geworden, als ich von einer
Zarin hörte, die es doch tatsächlich mit einem Pferd getrieben haben
soll. Sollte es so etwas wirklich gegeben haben? Diese Frau war so
sexhungrig, dass sie sich unter ihren Soldaten die Hübschesten
auswählte, um mit ihnen jeweils nur eine Nacht zu verbringen. Es
war also ganz und gar kein Vorteil, ein gutaussehender junger Mann
zu sein, denn am nächsten Morgen fiel der Kopf. So blieben die
Geschehnisse der letzten Nacht für immer ein Geheimnis. Was für
ein mannstolles Weib! Als Zarin konnte man sich so etwas jedoch
offenbar erlauben. Irgendwann gingen ihr aber wohl die schönen
Männer aus, oder sie schafften es einfach nicht mehr, ihre
Bedürfnisse zu befriedigen. Da ließ sie sich von einem Stellmacher
eine stabile hölzerne Konstruktion bauen, auf die sie sich legen konnte. Daraufhin wurde ihr ein Hengst
zugeführt, der wohl endlich groß genug war ihre Begierde zu stillen. Derartige Gerüchte machten im Europa des
18. Jahrhunderts die Runde. Dazu wurden entsprechende Pamphlete verbreitet, die die Zarin in den absurdesten
Positionen zeigten.
Über Skandale dieser Art gerieten die tatsächlichen großen
Leistungen dieser Frau beinahe in Vergessenheit. Erfolgreiche
Menschen haben Neider und Feinde. Bis heute hat sich nichts daran
geändert. Das war bei Katharina nicht anders. Nach einer sehr
erfolgreichen Elisabeth I. von England war sie wohl die mächtigste
Herrscherin, doch im Gegensatz zu ihr stellte sich Katharina nicht
als die ewig keusche Jungfrau dar. Sie stand dazu, ein ganzes
Vollweib zu sein. So gab es in ihrem Leben mehrere Männer. Doch
auch wenn der ein oder andere in Ungnade gefallen ist, musste er
keine Repressalien befürchten. Katharina tatsächlich ein
Sexmonster, eine Frau mit einer ausschweifenden sexuellen Gier?
Ihren Humor bewies sie, als man ihr im Alter von 63 Jahren ein
Flugblatt aus Paris zeigte. Darin war von „unerhörten Orgien und
wilden Ausschweifungen in den Kellern des Winterpalastes“ die
Rede. „Ich bin nie in den Kellern dieses Palastes gewesen“, stellte Katharina fest. „Wie köstlich hätten wir uns
dort amüsieren können, wenn wir das gewusst hätten.“ Ist es nicht kurios, bizarr, dass solche abartigen Gerüchte
inzwischen Jahrhunderte überdauert haben, und es noch immer genug Menschen gibt, die diese Spinnereien
glauben? In einer ihrer Komödien schrieb sie „Frau Klatschmaul und ihre Familie werden wohl ewig leben.“
Pamphlet „Der imperiale Schritt“
Reiterbildnis