Екатерина II.
Die Zarin von Zerbst – Katharina die Große
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Die Ideen und Befehle Peter III. wurden immer abstruser, sodass Katharina kaum noch in der Lage war, diesen in
irgendeiner Form entgegenzuwirken. Stattdessen litt sie um so mehr berechtigte Todesangst. Inzwischen
verstehe ich immer besser, weshalb Katharina so früh ihre Memoiren schrieb und dabei einen so unglücklichen
Eindruck vermittelte. Nach diesem Ehemartyrium war Katharina nicht mehr bereit, ihr Schicksal tatenlos
hinzunehmen. Später sollte sie einmal sagen: „Ich habe 18 Jahre lang ein Leben geführt, von dem zehn andere
verrückt geworden und 20 an meiner Stelle vor Kummer gestorben
wären.“ Als sie dann auch noch davon erfuhr, dass Peter III. seine
Mätresse Elizaweta Woronzowa auf den Zarenthron erheben wollte und
dafür sie selbst des Landes verwiesen werden sollte, sah sie sich
ernsthaft gezwungen umgehend zu handeln. In inoffizieller Absprache
mit dem Adjutanten Orlow und dessen Bruder kam es am 9. Juli 1762
zu einem Putsch, bei dem Peter III. gefangen genommen wurde. Man
zwang ihn, eine Rücktrittserklärung zu unterzeichnen. Anschließend
brachte man ihn auf einen Landsitz in der Nähe von Sankt Petersburg,
wo er am 17. Juli 1762 unter ungeklärten Umständen verstarb.
Am 3. Oktober 1762 erfolgte die Krönung in der Himmelfahrtskathedrale
des Moskauer Kremls. Nun hatte Katharina ihr größtes Lebensziel
erreicht.
Ich werde ein neues Russland schaffen. Ich werde der Welt beweisen, dass eine Frau
dazu fähig ist. Ich, Zarin Katharina II. von Russland habe nun die alleinige Macht.
Neben der Aufgabe, sich in den einflussreichsten Kreisen Fans zu schaffen, war es auch ganz besonders wichtig
allgemein Land und Leute dieses Riesenreiches kennenzulernen. Dazu berief sie eine Großkommission ein, die
insgesamt 652 Mitglieder aller Gesellschaftsschichten (Adlige, Bürger, Beamte, Bauern) aus allen Regionen des
Reiches umfasste. Ihr großes Ziel war gemäß typisch deutscher Tugenden Ordnung in die bestehenden
Verhältnisse zu bringen. Dazu sollte zunächst ein im Sinne der Aufklärung verfasstes neues Gesetzbuch
entwickelt werden. Aufgabe war allerdings weniger die Schaffung einer einheitlichen Rechtsprechung für die
unterschiedlichen Völker des riesigen Reiches, vielmehr strebte die Kaiserin danach, das Land besser
kennenzulernen, um seine Verwaltung den unterschiedlichen Gegebenheiten
anzupassen. Die Ergebnisse der Kommissionsarbeit waren Grundlage der großen
Verwaltungsreform von 1775. Diese Reform bewirkte, dass das Reich in 40
Bezirke mit eigenen jeweiligen Lokalverwaltungen aufgegliedert wurde. Im Jahr
1767 verlieh die Kommission Katharina die Titel „die Große“ und „Mutter des
Vaterlandes“.
Im Laufe ihres Lebens folgten weitere bedeutende politische Verdienste und „die
Große“ machte ihren Titeln alle Ehre. Durch die zwei türkisch-russischen Kriege
konnte Russland seinen Machtbereich deutlich erweitern und erhielt Zugang zum
Schwarzen Meer und zur Krim. Durch die Teilung Polens wurde eine weitere Million Quadratkilometer Land
hinzugewonnen. Katharina übernahm eine Vermittlerrolle im Frieden von Teschen, sodass der bayrische
Erbfolgekrieg beendet werden konnte. Beim Unabhängigkeitskrieg zwischen England und den USA
unterstützte sie eine gegnerische Koalition Englands und sorgte so für einen neutralen Handel. Sie erließ ein
sogenanntes Toleranzedikt; alle Religionen im russischen Reich wurden geduldet, außer der Jüdischen.
ihre Unterschrift
Auch wenn Katharina nun das
geschafft hatte, nach dem sie bisher
ihr Leben lang strebte, konnte und
wollte sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Die Anerkennung des
Hofadels, der Regierung und des Generalstabes musste sie sich nun hart
erarbeiten. Und dann war da ja noch Ivan VI. Eigentlich war er der
rechtmäßige Zar, doch Elisabeth I. hatte dafür gesorgt, dass er bereits im
Kindesalter unschädlich gemacht wurde. Sie selbst war als uneheliche Tochter
Peter des Großen mit einer Mätresse durch einen Staatsstreich an die
Macht gekommen, und dabei sollte es gefälligst auch bleiben.
Durch die fast lebenslange Haft Ivans war sein Verstand auf dem
Niveau eines Kindes stehen geblieben, doch seine Anhänger
konnten noch immer gefährlich werden. Als man den jungen Mann eines Tages tot in seiner
Gefängniszelle vorfand, wurden keine Nachforschungen angestellt. Das Problem war gelöst und
das Wissen um seine bloße Existenz sollte für immer ausgelöscht werden.
Für die neue Zarin waren damit alle Wege geebnet.