Екатерина II.
Die Zarin von Zerbst – Katharina die Große
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Doch was war Peter III. für ein Mann? „Mann“? Wie auch immer; er war
bereits als 11-Jähriger ein Waisenkind und vermutlich wurde er darum mit
großen Mengen Alkohol ruhig gestellt. Militärischer Drill durch seinen
Vormund Oberhofmarschall Brümmer stand seitdem auf der Tagesordnung.
Gleichaltrige Spielgefährten hatte er jedoch nicht. Sein Interesse galt dem
preußischen Militär und er vergötterte Friedrich II, der sein größtes Idol war.
Bis weit ins Erwachsenenalter spielte er darum mit Zinnsoldaten und stellte
mit ihnen Schlachten nach. In seiner Rolle als „Feldherr“ ging er voll und
ganz auf, indem er sein männliches Hofgefolge herumkommandierte und es
exerzieren lies. In Katharinas Gegenwart scheute er sich auch nicht Tiere zu
quälen, indem er zum Beispiel einen kleinen Hund auspeitschte und eine
Ratte allen Ernstes bestrafte, weil sie eine Spielzeugburg angeknabbert hatte.
Diese Ratte musste darum erhängt werden und als abschreckendes Beispiel
für andere drei Tage lang im Schlafzimmer baumeln. Wehe, Katharina nahm
ihn bei Gelegenheiten wie diesen nicht ernst. Zeigte sie nur den Anflug des
Spottes, kam es zu aggressiven Wutausbrüchen. Katharina bewies schon da diplomatisches Geschick, indem
sie mit diesen gefährlichen Situationen umzugehen lernte. Diesen dümmlich – naiven Tobsuchtsanfällen
entgegnete sie teilweise mit Wortwitz und geistreichen Reaktionen. Als Peter bemerkte, dass sie dadurch
immer die Oberhand behielt, schlug seine Abneigung ihr gegenüber nun in regelrechten Hass um. Mehr oder
weniger unbewusst gelang es ihr aber so, den geistig unterlegenen Gatten zu manipulieren. Das blieb auch
dem Umfeld nicht verborgen. Von seiner Frau nahm Peter schon lange keine Ratschläge mehr an. Darum traf
sie vernünftige Entscheidungen, die ihm durch Vertraute vermittelt wurden, sodass er letztendlich meinte, es
wären seine eigenen Verdienste. Auf diese Weise konnte manch Unheil abgewendet werden. Inzwischen
gehen die Meinungen der Historiker über Peter III. auseinander. Einige Experten sagen, er war gar nicht so ein
infantiler Idiot, wie er bisher von vielen inklusive Katharina dargestellt wurde. Stattdessen wäre er ein recht
kluger Reformer mit Weitsicht gewesen, der sich auch an Ideen des aufgeklärten Absolutismus orientierte. So
schaffte er unter anderem die Folter ab, ebenso die Salzsteuer und führte stattdessen eine Luxussteuer für den
Adel ein. Er plante, die Leibeigenschaft abzuschaffen und die Rechte der orthodoxen Kirche zu beschneiden.
Ich frage mich; sollten solch fortschrittliche Ideen dem Geist eines ständig volltrunkenen Alkoholikers mit
kindlichem Gemüt entsprungen sein? Oder sprach hieraus schon Katharinas Einfluss?
Peter III. um 1743
Grünes Licht für die Produktion eines Thronfolgers (egal wie) muss
Katharina wie eine Erlösung vorgekommen sein. Als eine gesunde junge
Frau mit natürlichen Bedürfnissen ließ sie sich nicht lange bitten und
erwählte den stattlichen Diplomaten Graf Saltykow zur Erfüllung dieser
wichtigen Mission. Mit der Geburt von Pawel Petrowitsch im Jahr 1754,
den späteren Paul I., war die Tat auch prompt vollbracht. Zar Peter III. und
die Kaiserin Elisabeth erkannten das Kind als legitim an. Auch durch
weitere vier Schwangerschaften kamen keine
besonders innigen, mütterlichen Gefühle auf.
Die Kinder wurden ihr unmittelbar nach der
Geburt entzogen und Ammen und Erziehern
überlassen. Katharina selbst hatte nie ein
übermäßig liebevolles Verhältnis zu ihrer Mutter
kennengelernt. Vermutlich war es daher auch
kein so schmerzlicher Verlust, die eigenen
Kinder bei Fremden aufwachsen zu sehen.
Zumindest hatte sie dieses besondere Gefühl
von Mütterlichkeit nicht kennengelernt. Die
Kinder galten als Form der Pflichterfüllung, eingeleitet durch angenehme
körperliche Aktivitäten.
Die junge Familie
Graf Saltykow
Mit dem Tod Zarin Elisabeths I. im Januar 1762 erfolgte die Machtübernahme durch
Peter III. und seiner Frau. In der Ausübung ihrer Macht waren die Meinungen sehr
unterschiedlich. Kein Wunder; denn das Zarenpaar arbeitete ja nicht zusammen. Ein
Verdienst der kurzen Regierungszeit von Peter III. war die Beendigung des
Siebenjährigen Krieges durch die Erwirkung eines Sonderfriedens mit Preußen, dem
einstigen Erzfeind des russischen Reiches. Katharina indes widmete sich nach wie
vor dem Studium der russischen Sprache und dem Verständnis der für sie neuen
Religion. Ihr war es enorm wichtig, die russische Seele zu verstehen. Das war für sie
ein elementarer Bestandteil des rechtmäßigen Anspruches der Krone. Zudem hatte sie
zu jener Zeit einen neuen Favoriten, den Adjutanten Grigori Grigorjewitsch Orlow.
Grigori Grigorjewitsch Orlow